Theater mit Texten von Anița Nandriș-Cudla, Ana Novac und Bettina Schuller
Fassung und Regie: Ioan C. Toma
 
13. und 14. März 2014, 20 Uhr: Reithalle München, Heßstr. 132; Info und Reservierung im Internet oder unter 089 12 16 23 70.

28. und 29. März 2014, 20 Uhr: Lukas Kirche, Mariannenplatz, München; Karten nur an der Abendkasse.


Eintritt: jeweils Eur 20,00.
 
Drei in Rumänien geborene Frauen erleben in ihren jungen Jahren das Ende des 2. Weltkrieges an extrem unterschiedlichen Orten und bringen ihre Erlebnisse zu Papier. Ihre literarisch außergewöhnlichen Texte bilden die Grundlage für eine Theateraufführung. Die „Mädchen“, deren gewohnte Umwelt radikal verändert wird, erleben fremde Welten, von der eiskalten Tundra, über siegessichere Soldaten im Stechschritt, bis zur Hitze der Krematorien, und müssen alle begreifen was es heißt, zu sterben oder zu überleben.      
 

Anița Nandriș-Cudla, als rumänische Bäuerin 1904 in der Bucowina geboren (gst.1986), wurde als junge Frau von den Sovjets deportiert, und hinterlässt “20 Jahre in Sibirien – Ein Bukowinder Schicksal” (deutsch: Bukowina-Institut Augsburg, 2011, übersetzt von Anca Pavel Mihăilescu; rumänisch: “20 de ani în Siberia. Amintiri din viaţă”, Editura Humanitas, Bukarest, 1991, 2006, 2010, 2012, 2013; englisch: “Twenty Years in Siberia”, Editura Fundației Culturale Române, Bucharest, 1998, übersetzt von Mabel Nandriș; französisch: “20 Ans en Sibérie - Souvenirs d'une vie”, L'Harmattan Paris, 2011, übersetzt von Daniel Nandriș)
 
Ana Novac, als ungarische Jüdin 1929 im Norden Transsylvaniens geboren (gest. In Paris, 2010), veröffentlicht “Die schönen Tage meiner Jugend", ihr Tagebuch, das sie als fünfzehnjährige in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern heimlich führte. Ihre Aufzeichnungen beginnen an dem Punkt, wo das “Tagebuch der Anna Frank“ abbricht.  Ihr Buch erschien auf deutsch bei Rowohlt, Reinbeck 1967 und Schöffling & Co. Verlag, Frankfurt am Main, 2009; französisch: “Les beaux jours de ma jeunesse”, Balland, Paris 1992, Gallimard, Paris, 1999; englisch: "The Beautiful Days of My Youth", Henry Holt, 1997; rumänisch: “Cele mai frumoase zile ale tinereții mele”, Editura Dacia, Cluj-Napoca, 2004.             
 
Bettina Schuller, als Deutsche 1929 in Siebenbürgen geboren, beschreibt in "Führerkinder" wie die Begeisterung für Deutschland ihren Geburtsort Kronstadt erfasste. Schillerverlag, Hermannstadt-Bonn 2012.

Die Bücher können direkt auf den Internet-Seiten des jeweiligen Verlags, bei Amazon oder bei einer Buchhandlung in Ihrer Nähe bestellt werden.
 
Projektbeschreibung
Zwei Schauspielerinnen und eine Akkordeonistin, lassen die  Lebensgeschichten ineinander greifen. Die Vorstellung bewegt sich zwischen Passagen der Erinnerung bis zu gespielten Szenen, wobei die Darstellerinnen in verschiedenen Rollen dramatische Auseinandersetzungen ermöglichen und im fliegenden Wechsel die  Stimmungslage in Sibirien, in einem KZ, oder dem kriegsbegeisterten Kronstadt aufleben lassen. Dabei spielt das Akkordeon mit seinen vielfältigen Möglichkeiten eine wichtige Rolle, da wir mehr das Atmosphärische als eine Anhäufung von Fakten im Auge haben.
 
1941 wurde Anitza ihrem Lebensraum in Bukowina entrissen. Als junge Frau wird sie Opfer einer stalinistischen Deportation und verbringt 20 Jahre, „die Blüte ihres Lebens“, in Sibirien. Ein Schlüsselerlebnis wird eine Renntierschlittenfahrt durch die Nacht. Anitza fürchtet um ihr Leben. Der eingeborene Eskimo, der sie in ein fernes Straflager bringen soll, erscheint ihr fremd und bedrohlich, ein unbekannter Wilder, von dem sie nichts als den Tod zu erwarten hat. Die nächtliche Reise durch den Schnee nimmt ihr die Angst, öffnet ihr die Augen für das Fremde und den schwer bedrohten Lebensraum der Urbevölkerung. Die poetische Kraft und das Gespür dieser jungen Frau (ohne höhere Schulbildung) für Menschen, hebt ihren Text von vielen anderen Deportationsbeschreibungen ab.
 
Die fünfzehnjährige Ana schreibt mit wild jugendlicher Energie gegen die permanent lauernde Gefahr ausgelöscht zu werden an: „Seit der Tod nicht aufhört mich sitzen zu lassen, ist er deutlich in meiner Achtung gesunken!“ ...während die dreiundachtzigjährige Bettina das Trauma der Verführung, die ihre Jugend begleitet hat, nicht loslässt: „Die Erinnerung schwebt über dem Gedächtnis wie ein Schmetterling über der Blüte und manchmal wie ein Raubvogel über der Beute“.
 
Anițas Sibirien wird den Rahmen der Vorstellung bilden, die sich (dem Alter der Autorinnen folgend) an Menschen von 15 bis 83+ wendet.
 
 
Ioan C. Toma – Regie und Bühne
Geboren am 12.12.1953 in Kronstadt(damals Stalinstadt), Rumänien;
1972 - 76 Studium der Theaterregie in Bukarest;
Feste Engagements  1978 – 81 Stadttheater Bern, 1981 – 84 Theater der Stadt Essen; 1986 – 92 Haus-Regisseur am Landestheater Linz; 1992 – 95 Oberspielleiter am Landestheater St.Gallen;
1985 Gründung der freien Gruppe „Theater im Würfel“ in München, Integration der ersten Produktion, Gogols „Tagebuch eines Wahnsinnigen“, in einen Fernsehfilm des Bayerischen Rundfunks „Die verschwiegene Freude des Sisyphos“;
Freie Regietätigkeit u.a. am TAT in Frankfurt am Main, Theater rechts der Isar, Pasinger Fabrik, Stadttheater Klagenfurt, Gasteig München, Gruppe 80 in Wien, Münchner Volkstheater, Prinzregententheater München, Lustspielhaus München, Lach- und Schieß-Gesellschaft, Tiroler Landestheater, Schauspielhaus Salzburg, Theater Phönix/Linz, Sommerfestspiele Perchtoldsdorf/Wien, Reithalle München.
Inszenierungen u.a.  Jarrys „Ubu Roi“(AZ- Stern und TZ – Rose) ,  Kornfelds „Jud Süß“, Mrozeks „Der Truthahn“, Fos „Wer einen Fuß stiehlt,...“, Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, Büchners „Leonce und Lena“, Goldonis „Krach in Chiozza“, Shakespeares „Romeo und Julia“, „Macbeth“ und „Hamlet“, Molieres „Der Bürger als Edelmann“, Dorsts „Merlin“,  Canettis „Die Befristeten“, Valentins „Orchesterprobe“ und „Ritter Unkenstein“ Brauns „Heinz bleibt Heinz“ (AZ - Stern), Aristophans „Lysistrate“, Ibsens „Gespenster“, Goethes „Satyros“, „Götz von Berlichingen“ und Faust.
Bearbeitungen u.a. Kafkas „Beschreibung eines Kampfes“(Uraufführung 1987, Akademie der bildenden Künste München), Gogols „Tagebuch eines Wahnsinnigen“,  Carolls „Alice im Wunderland“, Cervantes „Don Quijote“, Platons „Akte Sokrates“, „Die Achse des Bösen-Richard III und Macbeth“ nach Shakespeare. „Faust die Frauen und das Wasser“ nach Goethe ( AZ – Stern).
 
Tomas Arbeiten stehen für ein vitales, sinnliches, virtuoses Theatererleben, für phantasievolle, intelligente Bilder, für eine kreative Philosophie, die den Widrigkeiten des Lebens mit einem oft skurrilen, überzeichnenden, ironischen und geistvollen Humor begegnet. Freude an der Improvisation und am Experiment motivieren den Regisseur, dem das Engagement für die freie Theaterszene, das Kabarett eingeschlossen, als wichtiger Schwerpunkt neben der Arbeit an etablierten Häusern gilt. Quelle: Theaterlexikon der Schweiz                  
 
Bonnie Tillemann – Kostümbild und Maske
Geboren in Schässburg, Rumänien. Studium: Germanistik in Bukarest, Philosophie und Kunstgeschichte in München.
Mitarbeit an Kulturprojekten: Antikentrilogie, Andrei Serban(Salzburger Festspiele) „Er nichts als Er“(Tams Theater München), Tage der Ukraine (München), „König Ubu“, Silviu Purcarete(Theater der Welt München)
Kostümbild und Maske für die Produktionen:
„Satyros oder der vergötterte Waldteufel“ (Musical nach Goethe, Reithalle München)
„Oceano Mare“ (Schauspielhaus Salzburg)
„Die elektrische Großmutter“ (Ars Elektronika Futurelab Linz)
„Yerma“ (Tiroler Landestheater Innsbruck)
„Faust“ / „Götz von Berlichingen“ / „Die Gespenster“ (Theater Phönix Linz)
„Don Quijote“ / „Faust“ / „Hamlet“ / „Lysistrate“  (Sommerfestspiele Perchtoldsdorf/Wien)
 
Jolanta Szczelkun - Musik
Geboren und aufgewachsen in Polen. Seit 1985 lebt die Akkordeonistin in Deutschland. Ihre musikalische Ausbildung absolvierte sie in ihrer Heimat, ebenso wie ein Studium der Germanistik. Dazu kamen in München: Germanistik Theaterwissenschaften und Psychologie. Stationen ihrer musikalischen Spezialisierung waren Workshops mit namhaften Musikern, wie Peter York und Wolfgang Lackerschmid sowie mit Tommy Vig, Imre Köszegy und Janos Gonda.
Theater-und Musikprojekte u.a.
Akkordeonspiel und Schauspiel in Brechts „Mutter Courage“ (Luisenburg – Freilichtfestspiele Wunsiedel, Regie- Pierre Walter Politz)   
Komposition und Akkordeonspiel in Quint Buchholz „Der Sammler der Augenblicke“ (Metropoltheater München, Regie- Jochen Schölch)
Akkordeonspiel und Schauspiel in „Der blaue Engel“ (Tourneetheater LANDGRAF, Regie- Frank Matthus)
Hinzu kommen diverse Filmmusikarbeiten (u.a. für SF DRS, ZDF, 3 sat und NDR und ein intensives Engagement in unterschiedlichen Musikformationen.
 
Schauspielerinnen:
 
Susanna Kratsch erhielt 2009 ihr Schauspieldiplom sowohl in Österreich als auch in Deutschland. Bereits als Jugendliche spielte sie im Rahmen der Halleiner Kulturtage in „Die Verfolgung und Ermordung des J.P. Marat unter der Leitung des Marquis de Sade“ die Rolle des Ausrufers. In Wien schloß sie ihre Ausbildung mit dem Österreichischen Bühnenreife-Diplom ab.  Sie war 2004/05/08/09 in dem erfolgreichen Rustikal „Der Watzmann ruft“ in Österreich und Deutschland zu sehen.
 
Ileana Tautu, geboren 1985 in München, absolvierte nach Ihrem Grundstudium der rumänischen und italienischen Philologie und Philosophie die Ausbildung zur Schauspielerin an der Schule des Theaters in Köln. Seit Ihrer frühesten Kindheit stand Sie auf der Bühne des Gärtnerplatz Theaters, im Münchner Volkstheater und im Residenz Theater München. Zur Zeit arbeitet Ileana Tautu als künstlerische Assistenz am Kleinen Theater Haar, als Sprecherin für das Deutschlandradio und in der freien Theaterszene München, sowie für Film und Fernsehen.